An der Bar im Ritz
(Semi-Monde)
- Informationen
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- Synopsis
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- Produktionen
Komödie von Noel Coward
Deutsch von Klaus Chatten
- TANIS MARSCHALL
- OWEN MARSCHALL
- JULIUS LEVENOWITCH
- ELISE TRENT
- HARRY LEFTWITCH
- GEORGE HUDD
- DOROTHY PRICE
- SUZANNE FELLINI
- MIKE CRAVEN
- LUKE BELLOWS
- MR. FLETCHER
- MRS. FLETCHER
- BERRYL FLETCHER
- JOSHUA DRAKE
- BENNY TIRELL
- FREDDY PALMER
- BEVERLEY FORD
- VIOLET EMERY
- CYRIL HARDACRE
- MR. JEVON
- MRS. JEVON
- MR. HANCOX
- MRS. HANCOX
- PHYLLIS HANCOX
- JEROME KENNEDY
- NORMA KENNEDY
- ALBERT HENNICK
- INEZ ZULIETA
- CYNTHIA GABLE
- MARION FAWCETT
- EDGAR DARRELL
- Weiterhin: Das junge Mädchen, der junge Mann, der Tagportier, der Küchenchef, zwei Barmänner, Kellner, Liftboys, Hotelgäste, etc.
Noël Coward hat Semi-Monde 1926 geschrieben, auf einer Tournee durchs puritanische Amerika. Die Geschichte ist in der Lobby, den Restaurants und der Bar eines fiktiven Pariser Grandhotels angesiedelt; der ursprüngliche Titel Ritz Bar sagt, welches Haus gemeint ist. Wahrscheinlich hätte sich Coward jedes andere Hotel dieser Kategorie zum Vorbild nehmen können, gleich ob in London, Paris, Venedig oder Berlin. Überall hat sich zwischen 1924 und 1926, der Zeit, in der das Stück spielt, Ähnliches getan. Der Zuschauer erlebt gesellschaftliches Leben während dreier wirrer Nachkriegsjahre. Vor allem erlebt er Liebe, Vortäuschung von Liebe, Ausbeutung von Liebe. Geliebt wird von Männern und Frauen, lesbischen Frauen, schwulen Männern, bisexuellen Männern und Frauen und gelegentlich von Heteros. Es treten allein fünf lesbische Frauen (zumindest lesbisch auf Zeit) auf, die sozusagen in aller Öffentlichkeit ihre Liebes- und Eifersuchtsdramen austragen. In der Ära von Sex and the City kann das sexuelle Durcheinander nur noch bedingt überraschen und schockieren.
Als Noël Coward sein Stück schrieb, wusste er, dass er es nicht "durch die Zensur bringen" würde, die damals auch in Großbritannien nach dem Rechten sah. Es war ihm bewusst, dass schon der Versuch dazu kühn bis tollkühn war. Er glaubte und setzte allerdings darauf, dass man Semi-Monde in Berlin spielen werde. Er sagte sich mit einer gewissen Berechtigung, wenn eine Lulu in Deutschland möglich war, war vieles möglich. Max Reinhardt war als Regisseur der Uraufführung von Semi-Monde im Gespräch, eine Übersetzung ins Deutsche wurde vorbereitet. Der Plan zerschlug sich, und so dauerte es ein halbes Jahrhundert, bis 1977, ehe Semi-Monde zum ersten Mal auf einer professionellen Bühne aufgeführt wurde, vom Glasgow Citizen's theatre. Und es verging ein weiteres Vierteljahrhundert, bis 2001 nämlich, ehe das Stück ein Theater des Londoner Westends erreichte. Nun faszinierte, was der Subtext fast aller Coward-Stücke ist: die Verlorenheit der Figuren, ihre innere Traurigkeit. Bei genauem Lesen entdeckt man sie in allen seinen Stücken. Im Allgemeinen wollen die Figuren ihre wirkliche Befindlichkeit verdecken und verstecken, auf Biegen und Brechen. Man kann noch die witzigste von Cowards Komödien so inszenieren und spielen, dass man über das Wesen des Menschen ins Grübeln gerät. Semi-Monde verfolgt rund dreißig Figuren (in der Hauptsache britische Staatsangehörige) durch kurze Szenen mit jeweils zwei oder drei Akteuren.
Sie sind durch die Bank Demi-Monde, wie die Franzosen sagen; Halbwelt, wie das deutsche Wort dafür lautet: Plappernde launische Weiber und dekadente Schmarotzer, allesamt damit beschäftigt, Cocktails zu schlürfen und verstohlene Affären zu beginnen oder zu beenden. Sie tragen elegante Kleidung und wissen, ihre Worte wie Waffen zu benutzen. Anfangs wirkt das Stück wie eine Revue, Nummer an Nummer; da hat es etwas von einer flott gemachten Modenschau. Spätestens im 2. Akt, wenn ein Schuss fällt, verwandelt sich das Geschehen in ein Drama: Einer der Hotelgäste, ein Russe, erschießt einen Rivalen in der Cocktailbar. Der Höhepunkt des Stücks ist dann ein Mix sexueller und emotionaler Hemmungslosigkeit, der an einen Plot von Tennessee Williams denken lässt.
Es gibt keinen Zweifel, dass Noël Coward die blasierten, hirnlosen, Partner tauschenden, Champagner schlürfenden Charaktere, die er vorführt, verachtet. Sowohl die jungen, hübschen goldbehängten Frauen auf der Jagd nach älteren Männern, die ihnen weitere Pelze und Juwelen verschaffen können, wie die Männer, die jede Verbindung akzeptieren, die ihnen ein Leben in Reichtum und Faulheit ermöglicht. Es wird aber auch überdeutlich, dass Noël Coward von dieser Schickeria-Welt selbst fasziniert ist. Man muss ihm zugutehalten, dass er erstens sehr jung war, als er das Stück schrieb und dass er zweitens erst seit kurzem zu dieser Welt gehörte.
Das Wichtigste ist jedoch, dass das, was Semi-Monde dem Publikum präsentiert, in seiner unmittelbaren Umgebung tatsächlich gedacht, gesprochen und getan wurde. Philip Hoare, einer von Noël Cowards Biografen, schrieb über Semi-Monde: "...set in the bisexual 1920s, the play could easily be populated by characters of Coward's society: dandy aesthetes such as Harold Acton, Brian Howard, Cecil Beaton, Stephen Tennant and their female counterparts, Nancy Cunard, Diana Cooper, Iris Tree and Tallulah Bankhead". Und Noël Coward selbst äußerte 1957 in einem Privatbrief über das Stück: "Ritz Bar was as jagged with sophistication as all get out; the characters were either demi-mondaine or just plain mondaine, shared their apartments and their lives with members of the opposite, or the same sex and no wife dreamed for one instant of doing anything so banal as living with her husband."
The Daily Mail:
"Es ist ein magischer Abend"
The Financial Times:
" Etwas, das kein Liebhaber von Cowards Welt und kein Theaterkenner vermissen sollte."
- UA: 11.09.1977, Citizens Theatre, Glasgow
- 2001, Lyric Theatre, Shaftesbury Avenue, London, GB