Coward, Noël

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Noël Coward ist wieder da!  Wer? Es wird viele junge Theaterbesucher geben, die seinen Namen nie gehört haben. Dabei war er einer der erfolgreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Ja, von all den bemerkenswerten Menschen, die das 20. Jahrhundert bevölkerten, war Noël Coward einer der bemerkenswertesten. Wenn man eine Vorstellung von ihm hat, erinnert man sich an seine seidenen dressing gowns, an seine elegante Art, die Zigarette zu halten, und an Bonmots von der Manier: "Ein Ehering ist eine Tapferkeitsauszeichnung, die man am Finger trägt."

Im Grunde ist dieser Coward aber nur eine von ihm erfundene Figur, genau so von ihm konstruiert wie seine übrigen Bühnenhelden. Als Sohn eines erfolglosen Klavierverkäufers auf die Welt gekommen, besaß Noël Coward nicht mehr als einige Jahre Volksschul-Bildung. Aber dafür viele Talente. Er bewährte sich als Komponist, Texter, Schauspieler, Sänger, Regisseur, Schriftsteller, Maler ... Vor allem hatte er das "Talent zu amüsieren", wie er selbst sagte. Tatsächlich galt er auf beiden Seiten des Atlantiks als die Personifizierung von Witz und Raffinesse.

Noël Coward (den ungewöhnlichen Vornamen hatte sich seine Mutter ausgedacht, weil er in der Weihnachtszeit auf die Welt gekommen war; exakt am 16. Dezember 1899 in Teddington, Middlesex) stand schon als Zehnjähriger auf der Bühne. Mit vierzehn Jahren wurde er der Geliebte des Malers Philip Streatfeild. Durch ihn geriet er in die Welt der Londoner High Society, die er so wunderbar darstellen konnte und deren Teil er nach und nach wurde. 

Das erste seiner Stücke, das Aufsehen erregte, war The Vortex von 1924, deutscher Titel: Der Teufelskreis. Drogen und gleichgeschlechtliche Beziehungen wurden darin angesprochen; very shocking! Coward spielte selbst erst in London, dann, ein Jahr später, in New York die Hauptrolle.  Danach entstanden unter anderem die Dramen Private Lives (1930; deutscher Titel: Die hochzeitsreise, früher Intimitäten), Design for Living (1932; Vereint zu dritt) und Blithe Spirit (1941; Geisterkomödie; verfilmt 1946 von David Lean, mit Rex Harrison und Margaret Rutherford), der Einakter Tonight at 8:30 (1935), die Revue Words and Music (1932) sowie die musikalische Komödie Sail Away (1961).

Noël Cowards Lustspiele sind durch beißende Satire und witzige Ironie charakterisiert. Einige seiner geistreichen Lieder sind bis heute populär, darunter I’ll See You Again und Some Day I’ll Find You. Der Film Brief Encounter (1945; Begegnung; Regie David Lean, mit Trevor Howard und Celia Johnson), für den er das Drehbuch schrieb und als Produzent auftrat, gilt als Klassiker. Bei In Which We Serve (Wofür wir dienen, mit John Mills und Richard Attenborough) von 1942 führte Coward Regie, spielte die Hauptrolle und schrieb die Filmmusik. Viele seiner Stücke brachte Coward selbst auf die Bühne, übernahm die Regie und trat auch als Darsteller auf.

Als Schauspieler fungierte er auch in einer Reihe von Filmen, einschließlich The Scoundrel (1934; Regie Ben Hecht und Charles MacArthur) und Our Man in Havana (1960; Unser Mann in Havanna; Buch Graham Greene, Regie Carol Reed, mit Alec Guinness und Maureen O’Hara). Darüber hinaus schrieb er die Autobiographien Present Indicative (1937), Middle East Diary (1945) und Future Indefinite (1954). Sein literarisches Werk und seine Musik bildeten die Grundlage für die 1972 aufgeführte Revue Oh Coward! Schon Ende der fünfziger Jahre verließ Noël Coward (aus steuerlichen Gründen) Großbritannien und ließ sich mit seinem Lebensgefährten, dem Sänger und Schauspieler Graham Payn, zunächst auf den Bermudas, dann auf Jamaika nieder. Dort starb er am 26. März 1973 an Herzversagen.

Noël Coward hatte in den Siebziger, Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine schlechte Presse, dann gar keine mehr. Seine Stücke wurden als Beispiele für schlechtes, überholtes, fades und verbrauchtes Theater herangezogen. Gleichzeitig hatte er starken Einfluss auf jüngere Autoren wie Joe Orton oder Harold Pinter. "Weil er knapp und vergleichsweise ökonomisch schrieb", wie es in einer wissenschaftlichen Analyse heißt. "Weil der Text in seinen Stücken nur eine schwache Andeutung von dem gibt, was tatsächlich zwischen den Figuren auf der Bühne passiert. Ihr Leben geht außerhalb oder unterhalb des Textes weiter. Sprache dient kaum mehr der Verständigung als dem Vortäuschen, dem Spiel, dem Überbrücken von Pausen oder der Selbst¬positionierung in einer subtilen Hierarchie.

Er war immer ein Autor, der das Publikum umwarb, nicht die Kritiker; der auf die Konventionen des Genre vertraute, auf die Blaupausen und Strickmuster des populären Theaters." Und genau diese Eigenschaften und Eigenarten (oder sollte man sagen: Vorzüge?) sind es, die nun seine Renaissance bewirken. London hat ihn wieder entdeckt! Die Londoner Theater spielen wieder Noël Coward wie auf dem Höhepunkt seiner Karriere!

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