Quadrille
(Quadrille)
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Komödie in drei Akten
Von Noel Coward
Deutsch von Martin Dongen
- Reverend EDGAR SPEVIN,
- SARAH - seine Frau
- GWENDOLYN - seine Tochter
- Lady HARRIETT RIPLEY
- Lady SERENA HERONDEN
- AXEL DIENSEN
- CHARLOTTE DIENSEN
- Lord HUBERT HERONDEN
- Lady OCTAVIA BONNINGTON
- CATCHPOLE
- Außerdem: Butler im Hause Heronden, Kommissionär, Bediente, Reisende, Kellner, Zofe, etc.
In dieser Komödie entführt Lord HUBERT HERONDEN, ein englischer Gentleman von altem Adel, allerdings mit den Zügen eines Playboys, Mrs. CHARLOTTE DIENSEN, die glamouröse Frau eines amerikanischen Eisenbahn-Magnaten. Die beiden begeben sich in den sonnigen Süden Frankreichs, wo er eine elegante Villa sein eigen nennt. Ihre Ehepartner, die von ihrem Gatten vernachlässigte Lady SERENA HERONDEN und Mr. AXEL DIENSEN (ein klassischer Selfmade-Mann), entschließen sich, ihnen gemeinsam nachzureisen. Sie wollen die Liebenden in ihrem Liebesnest überraschen. Bei der Verfolgung verlieben sich die Verfolger ihrerseits ineinander. Umso überraschender, wie weltklug, ja, wie raffiniert sie sich beim Wiedersehen mit den untreuen Ehepartnern aufführen. Es geht ja erst mal darum, jeden Skandal zu vermeiden – um 1900 gibt es für die führende Gesellschaftsschicht keine größere Katastrophe als einen Skandal. Es sei denn, man kann darüber klatschen. Am Ende der Geschichte haben sich dann die richtigen Paare gefunden. Die romantische Komödie beginnt und endet in einem hocheleganten Bahnhofsrestaurant in Paris, einem Schauplatz, der in sich zum Verlieben ist. Zumindest bei den betroffenen Paaren erzeugt das pompöse Fin de Siecle-Ambiente die richtigen Gefühle.
Es ist erstaunlich, wie Noël Coward es versteht, die klare, übersichtliche Handlung dieses Stücks zu einem permanenten Vergnügen für seine Zuschauer zu machen, und zwar "nur" durch seine funkelnden Dialoge. Man kann es auch wesentlich eleganter sagen; so wie Noël Coward es gesagt hat. In dieser romantischen Geschichte geht es um vier Leute: Um eine Frau, die meint, nichts zu sagen zu haben, um eine, die unbedingt etwas sagen will, um einen Mann, der darüber niemals nachgedacht hat und einen, der denkt, er wüsste alles. Daraus folgert Coward: Wie simpel könnten die Dinge sein! Und wie unkompliziert wären sie, wenn jeder einfach die Wahrheit sagen würde! Im Grunde ist Quadrille trotz der übrigen Personen, die zur allgemeinen Hektik, Verwirrung und Lösung beitragen (Lady Harriet Ripley, Lady Octavia Bonnington, Rev. Edgar Spevin, Sarah Spevin, Gwendolyn Spevin Butler Catchpole und andere, die man schon kennt, wenn man nur ihre Namen liest), ein gesellschaftskritisches Vier-Personen-Stück – in der Manier von Private Lives. Allerdings kritisiert Noël Coward hier die viktorianische Gesellschaft vor der Jahrhundertwende, und die war Anfang der Fünfziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts, nach zwei Weltkriegen und beim Niedergang des englischen Adels und des amerikanischen Eisenbahnwesens, nicht mehr so en vogue. Dennoch hatte auch dieser Noel Coward seine begeisterten Zuschauer, brachte auch dieses Stück dem Erfolgsautor einen weiteren bemerkenswerten Erfolg.
Der damalige Triumph beruhte allerdings zu einem nicht unwesentlichen Teil darauf, dass die begnadeten Schauspieler Alfred Lunt und seine Frau Lynn Fontanne sowohl in London wie in New York die Hauptrollen spielten, seit langen persönliche Freunde von Noël Coward. In einer Kritik wurde Lynn Fontanne als "one of our two most gifted comic actors" beschrieben und dann folgte der Satz: "The other one is Fontanne's husband and stage partner, Alfred Lunt". Der Evening Standard, 1952 zur Londoner Premiere von Quadrille: "Miss Fontanne plays the madcap Marchioness with the crackle and sheen of a five-pound note. Her eyes mock marvelously, her voice cuts like a knife into a wedding cake, and the scene in Act Three, on the eve of her elopement with Mr. Lung, is as delicious ascrushed ice." Alfred Lunt seinerseits gewann mit seiner Rolle in Quadrille den Tony Award for the best actor 1955.
Das Kino hat Cowards Quadrille erst jetzt für sich entdeckt. Im Jahr 2008 finden in London und an der Riviera die Dreharbeiten zu einem Spielfilm dieses Titels statt – mit Popstar Madonna als Lady Serena. Das deutsche Fernsehen hat seinen Zuschauern Quadrille zweimal geboten. In der Produktion von 1986 war Heidelinde Weiss als Lady Serena Heronden zu sehen; das ZDF hatte die Gesellschaftssatire schon 1966 im Programm. Falls Sie sich fragen, was der Titel sagen will: die Quadrille ist ein Tanz, bei dem sich vier Paare im Quadrat aufstellen ...
Time, 1954:
"Der leichte Witz des Spiels kommt von einem Feigling, der nur noch im Doppel spielt und nicht mehr ans Netz geht; von einem Feigling, der eher wie ein liebevoll erinnernder alter Mann geschrieben hat als ein spöttischer Enfant terrible - und mit der ängstlichen Geschwätzigkeit eines alten Mannes."
- UA: 12.09.1952, Phoenix Theatre, London
- DSE: 26.12.1967, Tourneetheater Grabowsky, Basel
- DEA: 31.03.1973, Die Kleine Freiheit, München